Entstehungsgeschichte eines Praxis-Anbaus

Entstehung Praxisanbau Kersbach

Idee

Die Bauherrin will raus aus der Stadt mit ihrer Praxis und sucht einen passenden Raum. Ihre Vorstellungen: viel Licht, Natur drumherum, natürliche Materialien, Ruhe, Ästhetik, ein Raum zum Langsamwerden, Ruhigwerden, Wohlfühlen, Heilen. Der Raum ist nicht zu finden, es sei denn, man baut ihn einfach selbst: zuhause auf dem Lande in einem kleinen Dorf, hinterm Wohnhaus als Anbau.

Die zündende Idee für eine Form des Anbaus hat dann ein Künstler und Bildhauer aus Nürnberg. Für die sanfte und sensible Arbeit der Craniosacralen und Biodynamischen Osteopathie braucht es einen runden Bau ohne Ecken.

Also kommt sein Freund und ganzheitlicher Architekt aus Kalchreuth ins Spiel. Es ist November 2015. Klar ist jetzt: es soll ein runder Anbau werden und es sollen möglichst viele natürliche, ökologische Materialien verwendet werden.

Ein völlig kreisrunder Bau fühlt sich schon im Entwurf nicht so gut an, -zu viel Fixierung auf den Kreismittelpunkt. Ein eher ei- oder birnenförmiger Bau fühlt sich genauso wenig gut an: zu viel Konzentration auf ein Ende, -als ob man rausflutscht. Dann entsteht endlich eine Ellipse, -das passt und entspricht interessanterweise genau der Form des ovalen, menschlichen Energiekörpers.

 

Planung

Die erste Planzeichnung für die Vorab-Anfrage einer Baugenehmigung wegen Überschreitung der Baugrenze um einen Meter übernimmt die Bauherrin selbst, was gar nicht so einfach ist. Wie zeichnet man eine Ellipse? Selbst beim Bauamt fallen am Ende geringfügig höhere Kosten an wegen des zeichnerischen Mehraufwands.

Die Architektin aus Elchingen fertigt in Zusammenarbeit mit Zimmerermeister Christian Kienle im Januar 2016 die endgültigen Genehmigungs-Pläne in der digitalen Version. Zum ersten Mal kann man den Bau in 3-D sehen und sich darin umschauen.

Nach den Maßen steckt die Bauherrin im Dezember 2015 den Bau im Garten ab, damit man sieht, wie es im Garten wirkt. Schon in diesem Stadium ist klar zu merken, wie schön es sich herum gehen läßt um den runden Bau in dem nicht idealen, dreieckigen Restgartenstück. Ein rechteckiger Bau wäre auch nicht möglich wegen der Grenzabstände.

Außerdem sollen der alte Birnbaum und ein Holunder stehen bleiben. Die ovale Form ist letztendlich ideal und fühlt sich so selbstverständlich an, als ob es gar nie anders hätte geplant werden können. Die große Fensterfront wird noch etwas mehr nach Nordwesten korrigiert, damit man von innen nicht aufs Haus, sondern in die freie Landschaft und in einen Teil des Gartens schauen kann, sodass mehr Grün in den Raum hineinwirken kann.

Die Nachbarn geben ihre Unterschriften zum Anbau, und dank der sehr guten Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung ist die Baugenehmigung rechtzeitig erteilt.

Im Laufe des Frühjahrs finden diverse Treffen statt mit verschiedenen Handwerkern und im Februar und März 2016 dann einige Besprechungen mit Kienle und der Architektin. Ende März steht der Kostenvoranschlag für den Großteil des Baus, für den der Zimmerer zuständig ist. Im April 2016 stehen die statischen Berechnungen und die Werksplanung. Nach einigen Korrekturen und Einsparungen kann im April die handwerkliche Arbeit in der Abbindehalle der Zimmerei beginnen.

 

Zimmerer

Die Zimmerei Kienle in Elchingen hat eine neue Halle gebaut. Darin entsteht nun ab April 2016 Tag für Tag ein Stück mehr eines eiförmiges Gebildes. Zuerst wird eine Bodenschablone ausgesägt, um die Grundfläche des gesamten Anbaus endgültig festzulegen, dann werden zur Stabilität und Formgebung zwei horizontale, ovale Holzringe aus verleimten Schichthölzern gefertigt, die mit senkrechten Holz-Pfosten (200 mm) verzapft und verschraubt werden. Die braune Mineralwolle in den Gefachen dazwischen sieht aus wie ein warmer Bärenfellmantel. Jetzt kann man schon in den Räumen herumgehen und sich Raumfeeling holen, - aber nur fast, weil die Hauswand an WC und Flur natürlich fehlt, an die angebaut werden soll.

 

Erdbau

Mittlerweile ist es Juni geworden. Am 27.6.2016 wird die erste Schaufel ausgebaggert. Eines schönen Tages bringt der Erdbauunternehmer seinen besten Baggerführer vorbei, damit er sich mit einem riesigen Bagger und viel Feingefühl und Erfahrung um die zwei Hausecken in den hinteren Teil des Grundstücks vortasten kann. Viel Platz ist da nicht, zum Rangieren schon gar nicht. Ein Minibagger wäre praktischer, aber die im Garten vorhandenen schweren Kalk-Quadersteine können leider nur von einem größeren Bagger gehoben und versetzt werden.

Der abgegrabene Humus wird im Garten verteilt und aufbewahrt für die späteren Beete. Der schwere, ausgebaggerte Lehm jedoch muss in kleinen Mengen mit einem Dumper/Vorderkipper von hinten nach vorne auf die Straße gefahren und gekippt werden, Baggerschaufel für Baggerschaufel. Das Dumper-Tuckern übernimmt zum Glück der Bauherr, sonst würde es noch drei Wochen dauern. Am Abend fährt ein LKW an, der Bagger muss wieder nach vorne auf die Straße, - ohne das Haus zu beschädigen, um den Erdhaufen auf den LKW zu schaufeln.

Immerhin müssen ca. 40 m² in einer Höhe von 80-120 cm des Gartens im Gefälle ausgekoffert werden, damit die Fundamentplatte mit dem Anbau darauf auch unter den Dachtrauf des Hauses passt, eine zentimetergenaue Arbeit der Planer und Handwerker. Einige Detailpläne gehen hin und her zwischen Erdbauer, Zimmerer und Bauherrin, bis am Ende alles klar ist. Der ebenerdige Eingang funktioniert, und unter dem Haus-Dachtrauf wird der Dachdecker auch noch genügend Platz zum Isolieren und Abdichten haben.

Die Leitungen (Ab-/Wasser, Heizung, Elektrik) für den Anbau können zum Glück ohne Kellermauer-Durchbruch bequem durch ein nun nicht mehr brauchbares Kellerfenster des Hauses geführt werden, das danach vermauert und gut abgedichtet wird. An der gesamten Länge der Ostseite vor dem Hauseingang wird ein Drainagerohr unten den Kalkschotter gelegt, damit versickerndes Wasser besser abfließen kann.

Schließlich liegt der Schotter nivelliert in der Baugrube und es kann die Isolierschicht drauf: PU-Schaumplatten.

 

Zimmerer

Inzwischen ist der Holzbau beim Zimmerer Kienle schon weit gediehen. Er steht da wie das Skelett eines Schiffsrumpfes oder eines Fisches. Innen und außen am Wandskelett werden senkrechte Holzlatten aufgetuckert. Zimmermeister Kienle hat rundgefräste Latten (Gelenkprofil 21 mm) entdeckt, die normalerweise beim Brückenbau benutzt werden. Die eignen sich hervorragend, um die Rundungen kantenfrei hinzu kriegen, was mit Nut-Feder-Brettern nicht gelingen würde. Mit der Holzlattenverkleidung innen wirkt der ovale Raum nun wie eine Sauna, und irgendwie auch plötzlich kleiner; aber die Form fühlt sich auf jeden Fall super an.

Bald liegt auch schon mal provisorisch die Zimmerdecke auf dem ovalen Bau: 140 mm starke Holzbalken (Bretterstapel), die dann später vor Ort befestigt werden sollen.

An den Innenseiten der verschalten Außenwände werden Holzfaserplatten verwendet, die sich in drei Lagen (insgesamt 60 mm) getuckert gut an die Rundungen anpassen lassen. Man kann viele Materialien gar nicht verwenden in so einem runden Bau, weil sie nicht genügend biegbar sind und brechen oder Kanten verursachen.

Die Außenwand soll als äußerste Schicht eine senkrechte Lärche-Holzverschalung bekommen, die auf einer schwarzen Folie aufgebracht wird. Um den Abstand für die Unterlüftung zu bekommen, hat Meister Kienle die Idee, horizontal verschraubte, schwarze Kunststoffleisten zu verwenden, die sich gut biegen lassen und die man auf der schwarzen Folie unter der Verschalung nicht sieht. Die Lärche-Verschalung wird dann in drei verschiedenen Breiten schon in der Halle auf die schwarzen Leisten geschraubt, alles schön im Trockenen.

In die Gefache der Wände müssen die Leitungen rein (Installationsebene). Spätestens jetzt ist es wichtig, genau zu wissen, wo welche Leitung (elektrische Kabel, Wasser, Heizung) verlaufen soll, damit die Zimmerer die entsprechenden Stellen der Innenwand noch offen lassen können, bzw. werden Bänder eingezogen, durch die der Elektriker später bequem seine Kabel ziehen kann.

Ein richtiges Gesicht bekommt die ‚Sauna‘ dann schließlich mit der großen Fensterfront. Dreifachverglaste Fenster und Türen müssen zukünftig die Kälte und den Wind auf der Nordseite des Hauses abhalten. Ein Pfosten-Riegel-Fassaden-System als ursprüngliche Idee ist zu teuer. Zimmerer Kienle hat für alles eine gute Lösung, so auch hier. Am besten macht man es mit Holzfenstern, deren Rahmen man jeweils schräg zuschneidet, sodass die einzelnen Rahmenkanten direkt aneinander gesetzt und verschraubt werden können. Der Schreiner leistet so akkurate Arbeit mit den Fensterrahmen, dass man die Kante außen nur noch mit weißer Silikonabdichtung abdichten muss. Jedes Fenster hat ein anderes Breiten-Maß, um die Rundung optimal zu gestalten. Die Rundung ist zwar nicht perfekt machbar, es entstehen Kanten; aber das fällt später gar nicht mehr auf. Es wirkt rund.

Dieselbe Hand- und Maßarbeit ist nötig für das tiefe Fensterbrett an der langen Fensterfront, auf das man sich auch noch draufsetzen können soll. Kienle hat auch dafür eine gute Idee und schafft es, das stabile Fensterbrett so in die Wand einzubauen, dass man ohne Stützen zum Boden auskommt. Aus stabverleimten Eichenplatten entsteht so eine wunderschöne Fenster- und Sitzbank, die nur geölt und für den Transport und wegen der späteren Gipserarbeiten schützend eingepackt wird.

Die nächste Maßarbeit: lange Überlegungen und Pläne sind nötig, um eine LED-Lichtleiste im ovalen Praxisraum in Bodennähe unterzukriegen. Es finden sich LED-Stripes, die nicht nur in Wellen, sondern auch in Kurven biegbar ist: eine Neuerung aus China, und das auch noch allerneuest in allen Farben schaltbar dank Fernbedienung. Eine Herausforderung nicht nur für den Elektriker, sondern im Detail-Bau auch für die Zimmerer.

Auf die innerste Holzfaserplattenschicht wird in 5 cm Bodennähe verzichtet, um zwei Eichenleisten in die Aussparung einzulegen. Darin werden die LED-Stripes so aufgeklebt, dass das Licht nach unten auf den Boden strahlt. So blendet das Licht nicht und man sieht auch den Staub nicht, der sich unweigerlich und stündlich ansammelt. Eine geniale Konstruktion, die immer wieder sehr bewundert wird und ein wirklich wunderschönes indirektes und individuell wählbares Licht im Raum macht.

Oben auf dem Dach auf die senkrecht herausragenden Holzlatten (eine Art umlaufende Firstlinie) wird eine waagrechte, ovale Schichtholzleiste gebastelt, auf der später die Dachabdichtung und die Bleche befestigt werden sollen. Der Spenglermeister  kommt in die Abbindehalle, bastelt und biegt in mühevoller Kleinarbeit die Bleche oben auf dieser Firstlinie, die jedoch erst später nach den Dachabdichtungen vor Ort montiert werden sollen. Ebenso biegt er die äußeren Fensterbretter, jedes Fensterabteil mit einer anderen Rundung.

Schließlich sind alle Teile des Anbaus, die vorgefertigt werden können, komplett und werden trocken verpackt auf einem Anhänger zum späteren Transport.

 

Fundament

Vor Ort auf der Baustelle werden PU-Schaum-Dämmplatten auf den verdichteten Schotter und die glatt nivellierte Feinsplitschicht aufgelegt. Die darauf angeordneten OSB-Schablonen aus der Zimmerei geben genau die richtigen Maße, Winkel und Rundungen für die Fundamentplatte vor. Wenn die Einzelteile aus der Halle später ankommen, muss ja alles aufeinander passen.

Um die Betonplatte baut der Maurer eine Verschalung, gebogen aus mehreren Lagen dünner Schalungsplatten. Innerhalb davon werden PU-Schaumplattenstücke befestigt, sodass die Bodenplatte eine Art untere und seitliche Verpackung aus PU-Schaum bekommt. Nach Entfernen der OSB-Schablonen kommt noch eine Folie auf die Dämmplatten, damit kein Beton dazwischen sickern kann; dann kann endlich die Eisenarmierung für die Betonplatte aufgelegt und eingepasst werden. Der flüssige Beton wird mit einer großen, langen Pumpe eingelassen und nivelliert. Es sieht aus, als wenn ein Schwimmbecken entstehen würde. Auch eine Idee…

Sobald der Beton der Fundamentplatte trocken ist, kann die Verschalung weg, ein Vlies an die Außenwand und der Schotter dran. Der große Bagger wird wieder aktiviert, fährt auf die Bodenplatte und hebt die beiseite gestellten, schweren Kalkquader an ihren neuen Platz um die Fundamentplatte herum.

Die Basis wartet nun auf den Aufbau.

 

Aufstellung des Holzbaus

Eines schönen, sonnigen Morgens rollen die Zimmerer an mit einem LKW und einem Anhänger, darauf die Fertigteile des Anbaus und viele Latten und Kleinteile. Ein hundert-Tonnen-Kran ist vom Zimmerer rechtzeitig bestellt worden und wird langwierig installiert. Der Transport der einzelnen Bauteile kann beginnen. Per Funkgerät verständigt man sich.

Vier Zimmerleute sind einen Tag lang beschäftigt, unter Aufsicht vieler Zuschauer. Die Handy-Akkus laufen leer beim Fotografieren und Filmen des Schauspiels, an dem auch einige Dorfbewohner nicht fehlen.

Während zwei Mann vorne auf der Straße auspacken, was der Anhänger hergibt und es an die Leinen des Krans hängen, sind die anderen Zimmerer hinten damit beschäftigt, die Teile in Empfang zu nehmen, den Anbau zusammenzuschrauben, am Bestandshaus mit einem Balken zu befestigen, die Decke draufzusetzen. Eindrucksvoll schweben die Einzelteile über das 11 m hohe Haus hinweg in den hinteren Gartenraum, werden passgenau auf die Betonplatte gestellt und miteinander und auf der Fundamentplatte mit Winkeln verschraubt. Alles passt, zum Glück.

Die große, halbschalenartige Wand muss etwas unter die ausladende Krone des alten Birnbaums gesetzt werden; aber auch das geht glatt, ohne den Baum großartig zu schädigen.

Das letzte Teil vor der Decke ist wie als Krönung die große Fensterfront samt Fensterbank, die majestätisch in einem Stück über das Haus hinweg anschwebt, eingesetzt wird und den Bau nach Westen hin abschließt.

Auf die perfekt eingepassten Deckenstücke werden schon vorgeschnittene OSB-Platten-Stücke aufgetuckert. Ein Loch in der Mitte als Notfallgully soll eventuell fallenden Regen in den ersten Tagen in ein Regenrohr abfließen lassen, das durch den Raum wieder hinausgeführt wird.

Eine Folie deckt den Bau über Nacht ab, bis am nächsten Tag mit den Zimmerern die Dachdecker kommen. Auf eine Dampfsperren-Folie rollen sie Dachpappe aus und verschweißen die Bahnen miteinander. Der Anschluss ans Haus und an den bestehenden Balkon, und die über den Deckenrand herausragende, firstartige Holzwand müssen abgedichtet sein, bevor die PU-Platten (Wärmedämmung) aufgelegt werden können. An den Rundungen ist es in der großen Juli-Hitze eine Meisterleistung der Dachdecker, jedes einzelne Fleckchen Dachpappe neben dem andern zu verschweißen.

Auf die PU-Dämmplatten werden Styropor-Gefälle-Platten gelegt, die schon ab Werk genau nach Plan nummeriert und in verschiedenen Gefällen und Dicken vorgeschnitten sind. Es müssen nämlich zwei Gefällerichtungen entstehen, damit das Regenwasser durch zwei Gullys an den Seiten ablaufen kann. Eine feine Puzzle-Arbeit, vom Chef persönlich überwacht und geleitet. Auf die Styropor-Gefälle-Ebene werden kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen als weitere Abdichtungsschicht verklebt, an den Rändern hochgezogen und verschweißt. Darauf wiederum liegt noch eine Schicht Dachpappe als Schutz, die ebenso verschweißt wird und an den Rändern wieder mit extra Flecken bis über den Holzrand drüber verlegt wird. Jetzt kann das Regenwasser regelgerecht und nur noch in die zwei Gullys abfließen und in die anschließenden Regenrohre. Für den Starkregen-Notfall oder bei verstopften/überlasteten Gullys gibt es einen dritten Notfallüberlauf ins Freie.

Der Notfallgully in der Mitte der Decke ist natürlich längst verschlossen. Nun wartet das Dach noch auf seine Begrünungsschicht. Erstmal werden mit dem Dach-Aufzug der Zimmerer die vielen schweren 40kg-Säcke mit Pflanzsubstrat hinaufgeschafft.

 

Ausbauphase

Unten in den neu entstandenen Räumen wimmelt es nur so von Kabeln und Maschinen und Akkus. An jedem Eck arbeitet ein anderer, um alle Teile fest miteinander zu verbinden, dass auch die Fenster dicht sind, um den Bau zur Bodenplatte hin abzudichten, außen am Fundament die Abdichtungen zu schaffen mit Folie und grauen Alu-‚Schürzen‘. Die restlichen, fehlenden Latten und Gelenkprofile werden an den ergänzt, die Haustüre eingebaut.

 

Heizung/Wasser

An der Decke des runden Praxisraums werden durch die Zimmerer Holzleisten angebracht, auf die sie auch gleich die Aluschienen für die Deckenheizungsrohre verschrauben. In die Schienennuten können anschließend dann die flexiblen Deckenheizungsrohre einfach eingedrückt werden. Die Rohre werden von Installateur Lehnert montiert und mit der bestehenden Pellets-Solar-Heizung des Hauses verbunden.

Der Installateur kommt zwischendrin immer wieder, um Rohre zu verlegen, die Duschrinne einzupassen, WC-Becken, Waschbecken und Duschinstallationen zu stellen. Wände und Decken sind mittlerweile mit OSB- und Gipskarton verkleidet, damit verputzt werden kann. Auf dem Fussboden von WC und Flur, der später gefliest werden soll, werden die Zwischenräume zwischen Kabeln und Leitungen mit Styropor isoliert. Eine zweite Lage Styropor ebnen alles ein, sodass der Installateur schließlich auf einer Folie die Bodenheizungsrohre mit Kunststoffnägeln befestigt. Darüber wird schnelltrocknender Estrich eingebracht,- aufgrund der kleinen Fläche vom Bauherrn von Hand angerührt, mit Eimern reingegossen und vom Maurer glattgestrichen.

 

Eichenboden

Im Praxisraum wird die Betonplatte mit einer Folie als Feuchtigkeitssperre versehen, Wasser-/ Abwasseranschlüsse und elektrische Kabel im Boden verlegt. Die Unterkonstruktionshölzer (120mm) für den Eichendielenboden werden im Boden verdübelt. Darauf schrauben die Zimmerer dann die Eichendielen fest. In den Zwischenräumen liegt Mineralwolldämmung als Isolierung. Jedes Brett muss extra eingepasst werden in den verschiedenen Rundungen des ovalen Raumes.

Damit der Boden schön sauber und unbeschädigt bleibt, wird er von den Zimmerern mit Maler-Vlies abgedeckt und später dann von den Gipsern selber noch mit festen Papierlagen schützend zugeklebt.

Der unversehrte Eichenboden wird erst ganz zum Schluss, wenn alle Handwerker raus sind, noch einmal geölt.

 

Elektriker

Zwischen allen Handwerker taucht immer wieder pfeifend der Elektriker auf und legt anfangs noch in der Baugrube einen neuen Blitzableiter, verlegt Kabel in Boden, Decke und Wänden für all die LED-Installationen, Deckenbeleuchtungen, Steckdosen, Außenbeleuchtungen- und Steckdosen, Klingel, Herdanschluß und Leerrohre für die EDV-Leitungen. Für die genaue Lage der Lichter, Steckdosen und Schalter gibt‘s ein Detailplan. Vor allem die LED-Beleuchtung ist eine besondere Herausforderung: O-Ton Elektriker: ‚interessanter Bau‘.

Die Wirkung der indirekten Beleuchtung über der Fußbodenleiste ist einfach phänomenal. Die Vorschaltgeräte sind praktischerweise im Keller des Hauses montiert und stören nicht in den neuen Räumen. Sie sind per Fernbedienung gut bedienbar und optimal zugänglich für spätere Reparaturen oder Austausch.

Beim Installieren und Benennen der einzelnen Sicherungen im Hauskeller hebt der Elektriker schließlich den Namen für den neuen Bau aus der Taufe: Oval Office!

 

Trockenbau/Lehmputz

Nun ist der Trockenbau dran. Die verputzte Bestandshauswand wird geflickt mit Schaumplatten, mit Putzträgermatten versehen und mit weißem Silikatputz verputzt. Lehmputz würde am jahrealten Hausputz nicht haften.

Die Decken werden mit Gipskartonplatten beplankt, die passenderweise einfach auf die Aluschienen der Heizung verschraubt werden können. Trotzdem eine nicht einfache Arbeit, über Kopf die schweren Platten x-mal in den Rundungen anzupassen und zurechtzuschneiden. Die Platten werden schlauerweise mit Linien markiert, um beim Schrauben auch wirklich die Schienen zu treffen,- und hoffentlich nicht die schon verlegten Heizungsrohre. Klappt aber wunderbar.

Auf die Holzfaserplatten an den runden Wänden des Praxisraums und im Flur/WC kann nach zweimaliger Streichgrundierung und auf Putzträgermatten der Lehm-Grundputz aufgebracht werden. Nun ist die Verarbeitung des Lehmputzes eine sehr spezielle, wofür man etwas Erfahrung mitbringen sollte. Die beauftragten Gipser haben diese noch nicht. Von einer komplett verputzten runden Wand fällt denn auch der schön geglättete Lehmputz mit einem Riesenplatsch wieder herunter. Praktisch, dass man den Lehmputz einfach nur vom Boden wiederkratzen, ihn wiederverwenden und nochmals an die Wand klatschen kann. Beim zweiten Mal klappt es dann. In den Rundungen der Wände kann der Putz nur horizontal geglättet werden. Der Lehmputz ist schwer, muss in mehreren Lagen mit Trockenpausen aufgebracht werden und braucht 2 Wochen zum Durchtrocknen.

Die Bauherrin hat es leider verpasst, den weißgefärbten Endputz vorher einmal irgendwo aufzustreichen, ob er so auch gefällt. Der an der Decke komplett aufgebrachte ‚altweiße‘ Endputz (Yosima Design-Putz von Claytec) stellt sich nämlich, sowohl im nassen als auch im trockenen Zustand, als so dermaßen hässlich grauweiß heraus, daß er nicht weiter verwendet werden soll. Zum Glück ist bisher nur die Decke damit endverputzt.

Ein neuer Lehmputz muss her auf die Schnelle. Die Gipser-Arbeit verzögert sich, was den vielbeschäftigten Gipser natürlich völlig aus seinem Plan bringt. Die Wände werden dann schließlich mit dem neu gekauften Lehmputz in ‚weiß‘ weiter verputzt, der wirklich sehr ansehnlich ist. Mit seinen Stroh-Einsprengseln schimmert er wunderschön im Sonnenschein. Die Fensterlaibungen und Ränder werden vom Chef persönlich ‚mediterran‘ abgerundet. Die hässliche, grauweiße Decke wird mit einer weißen Lehmfarbe nachgestrichen.

 

Fliesenleger

Schon im April 2016 war alles beraten und besprochen und die Natursteinplatten bestellt worden.Der Fliesenleger kommt dann auch pünktlich wie ausgemacht auf die Baustelle, hat die herrlichen, regionalen Natursteinplatten aus den Steinbrüchen an der Altmühl dabei, 60x60 cm groß, mit kleinen Einlagerungen von versteinerten Muscheln. Die großen Platten sollen die eher kleinen Räume optisch vergrößern. Da muss natürlich viel geschnitten werden für die Rundungen, Ecken, Winkel und Löcher. Auch für die Sockelleisten müssen kleine Stücke geschnitten und in die runden Ecken eingepasst werden. An der Ablage im WC über den Installationsebenen sind hinter den Steinplatten eingelegte LED-Stripes vorgesehen mit Bewegungsmelder als indirekte Beleuchtung des WC‘s.

 

Gründach

Das Dach des Anbaus wird begrünt. Das sieht nicht nur schön aus, sondern speichert auch etwas Regenwasser, verzögert den Wasserabfluss in die Regenrinnen, entlastet die Kanalisation und schafft neuen Lebensraum und Vogelfutter.

So wurde ein Standard-Gründach-Paket geliefert. Auf die letzte Dachpappe-Schicht der Dachdecker wird eine Kunststoff-Matte gelegt, die beidseitig aus Vlies (als Filter für das Regenwasser) und innwendig aus Kunststofffasern besteht (zur Drainage gegen Wasserhochstand). Obendrauf bringen die Bauherrn dann aus den vielen, vielen Säcken das Pflanzsubstrat aus, in das später die Pflanzen eingesetzt werden.

Die Belastung durch diese Pflanzschicht und das zusätzliche Wasser-/ bzw. Schneegewicht wurde natürlich im Voraus berechnet.

 

Spengler

Der Spengler hat schon viel vorgefertigt in der Zimmerer-Halle, sodass er nun vor Ort nur noch die fertigen Titan-Zink-Blechteile auf dem Dachrand (Brustblech für firstseitigen Wandanschluss) anbringen und die Gullys mit Regenwasser-Einlaufkesseln und Regenrohren verbinden muss. Die Regenrinne des Bestands-Hauses über dem Anbau wird mangels Alterative etwas unkonventionell über das Dach des Anbaus hinweg nach unten geführt.

 

Innenausbau

Die letzten Handgriffe werden getan. Der Installateur bringt WC- und Waschbecken und alle Armaturen an. Der Elektriker baut Schalter und Steckdosen ein, bringt die LED’s zum Leuchten mithilfe der programmierten Fernbedienung, baut Deckenstrahler ein, montiert Außenlampen mit Bewegungsmelder, und verschaltet das alles so miteinander, dass es reibungslos funktioniert.

Der Glaser kommt und montiert eine Glasfront im Flur vor einen LED-Stripe und auch die Glasablage und den großen Spiegel im WC. Von der befürchteten Enge im WC ist nichts mehr zu spüren. Die große Fenstertür trägt auch dazu bei.

In kurzer Zeit sind auch die zwei weißen Innentüren vom Zimmerer eingebaut.

Die Eingangstür macht noch einige Arbeit im Nachhinein. Der Flur ist klein. Deshalb öffnet die Haustür nach außen, -was wiederum einen Türschließer nötig macht, damit der Wind sie nicht aufreißen kann.

Ein anderes Problem ist schwer lösbar: nachdem die Türen und Fenster heutzutage so gut abgedichtet sind, erzeugt das Öffnen einer Innentüre so einen großen Luftsog, dass immer wieder die Eingangstüre aufspringt, sofern sie im Tagesentriegelungs-Modus ist. Das funktioniert also so nicht. Die Stange außen an der Eingangstür wird wieder abmontiert, und die Tür muss jetzt eben per Klinkendruck geöffnet und geschlossen werden. Das hat einige Grübeleien, Nacharbeiten und Besuche vom Zimmerer samt Chef Kienle gekostet. Nun ist die Lösung eingespielt und macht keinerlei Probleme mehr.

 

Außenanlagen

Sobald die Aluschürzen als Sockel unten an der Außenwand fertig, alle Folien zurechtgeschnitten und die elektrischen Kabel für die Außenlampen gelegt sind, kann das Auffüllen des Grabens mit Schotter und Kieselsteinen um den Anbau und vor allem vor der Eingangstüre stattfinden. Endlich kann man bequem in den Flur hineingehen.

Das unebene Gelände rundherum wird eingeebnet und eine kleine Kalksteinmauer gebaut, wo vorher die großen Kalk-Quadersteine stützten. Der vorher bestehende Kiesplatz ist jetzt kleiner und wieder gepflegt mit Kies versorgt. Die ersten Pflanzen finden ihren Weg in die neuen Beete um den Anbau.

Jetzt fehlt nur noch das Pflastern des Weges. An vier heißen Tagen im September 2016 verlegt der Gärtner das Pflaster auf dem neuen Patienten-Stellplatz unten an der Straße, der vorher ein grünes Beet war. Er bessert das bestehende Wegpflaster aus, das der Bagger an einigen Stellen verdrückt hat, und er macht sich alsbald an die etwas kreativere Arbeit, den Weg vom Haus zum Anbau nach hinten zu pflastern. Dafür sind verschiedene Steine vorgesehen: rote, schwarze und klassische Granit-Pflastersteine, runde Granit-Trittsteine, die beim Freimachen des Gartens für den Bau übrig geblieben sind und die Rundungen des Anbaus schon vorwegnehmen. Als besondere Zugabe gibt’s versteinerte Muscheln, Funde aus der Umgebung. Hier noch ein Fußabtritt, dort noch ein Mäuerchen, ein paar Beeteinfassungen, Pflanzungen, -und endlich ist alles fertig.

 

Letzter Schliff

Die letzten Kreationen sind Innenjalousien für die Fenster und Fliegengitter für den Sommer, für den Flur/Warteraum eine Sitzbank aus Eichenholz mit gemütlichen Polstern in der Art eines Alkovens, und schließlich noch eine Stein-Holz-Skulptur und eine Zen-Bank vom Künstler aus Nürnberg, die draußen zum Verweilen oder Warten einlädt.

 

Einweihungen

gibt es diverse…

Die erste einweihende Begrüßung des Raumes macht der Künstler selbst mit einer Kostprobe seiner Japanischen Zen-Bambusflöte.

Ab und zu schneit während des Baus jemand herein: Architekten, Kollegen, Freunde, Verwandte, Nachbarn. Alle sind begeistert.

Die ersten Patienten können ab dem 11. Oktober 2016 behandelt werden, 6 Monate, nachdem die ersten Holzarbeiten begannen.

Im November 2016 findet das Dankes-Richtfest für die Handwerker statt. Bei Schäufele mit Klößen, Sauerkraut und fränkischen Landbier wird gefeiert, alle eng zusammen in den 30 m² des Oval Office.

Mitte Dezember kommen Nachbarn und eingeladene Gäste aus dem Dorf. Auf ein gutes Zusammenleben!

Bei der letzten Feier des Jahres an Silvester 2016/17 lassen es Hausherrn und Freunde ordentlich krachen.

 

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